Die verlorene Hälfte meines Herzens


Die verlorene Hälfte meines Herzens, Buchcover, Goldmann Verlag, The Booklettes
(Bildquelle: randomhouse.de)

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Autor: Ann O'Loughlin

Verlag: GOLDMANN

Sterne: 4 von 5



Wer es noch nicht wusste, ich liebe Romane die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen! Selten ergreifen mich Geschichten aus der heutigen Zeit, so sehr wie alte Liebesgeschichten. Ich weiß nicht wieso, vielleicht bilde ich mir ein, dass die Liebe damals viel intensiver, leidenschaftlicher und langwieriger war. Vielleicht ergreifen mich auch einfach die schweren Gegebenheiten von damals. Die Menschen hatten lange nicht die Möglichkeiten so "offen" und "frei" zu leben und liebe, wie es heutzutage möglich ist. Die Gesellschaft war viel strenger und nicht so tolerant wie heute. Auch wenn wir selbst im Jahre 2018 noch viel Arbeit vor uns haben.

 

Doch kommen wir nun zu meinen Eindrücken zu "Die verlorene Hälfte meines Herzens" (Original-Titel: "The Judge`s Wife") geschrieben von Ann O'Loughlin (Goldmann Verlag). Hier hat mich natürlich als erstes das Cover angesprochen, diese junge, sehr chic gekleidete und selbstsichere Frau. Wie sie dort steht in ihrem Kostüm, dunklen Lippen und gesenktem Blick. Dazu kam noch der Titel - was soll ich sagen? Ich fragte mich natürlich sofort, "Wessen Herzen-Hälfte ging verloren und wieso?". 

Die Geschichte wird aus der Sicht von drei Figuren erzählt. Sie beginnt im Jahre 1954 aus der Sicht von Grace, die mit einem sehr angesehenen  Richter aus der Stadt verheiratet ist, sich aber in ihren Erzählungen zurzeit in einer Anstalt für Frauen befindet. Hauptsächlich erzählt sie von ihrer Zeit in der Anstalt und wie es dazu gekommen ist, dass sie dort eingewiesen wurde. Schnell wird klar, dass ihre Ehe mit dem Richter arrangiert wurde und in diesem Zusammenhang erfährt der Leser von Dr. Vikram Fernandes, ein Arzt aus Indien der in einem Krankenhaus in Dublin ausgeholfen hat. Auch seine Sicht der Geschichte wird erzählt, jedoch 30 Jahre später, in 1984. Zu dem Zeitpunkt lebt er wieder in Bangalore (Indien) und erzählt seiner Nichte Rosa von seiner großen Liebe.

Auf diese Weise wird zum einen von Grace aber auch von Vikram die herzzerreißende Liebesgeschichte abwechselnd erzählt.


Zuletzt kommt Emma hinzu, die Tochter von Grace,  die nach Irland zurückkehrt um sich um das Erbe Ihres verstorbenen Vaters zu kümmern. Dabei erfährt sie immer mehr Details aus der Vergangenheit Ihres Vaters, dem Richter. Wieso er ihr Leben lang so distanziert zu ihr war, welche Geheimnisse dahinter stecken und wieso er damals keinen anderen Ausweg sah. Denn erst nach 30 Jahren, erfährt Emma, was genau mit ihrer Mutter geschah, die sie nie kennen lernen durfte. Ann O'Loughlin erzählt eine sehr spannende und ergreifende Geschichte mit unzähligen Geheimnissen und Schicksalsschlägen, die das Leben von so vielen Menschen erschütterten. 

Ich muss zugeben, dass mich das Buch  gleich nach der ersten Seite gepackt hat. Ich wollte unbedingt wissen, wer Grace ist und wieso sie in einer Anstalt für Frauen "gefangen" gehalten wird. Was mussten Frauen damals anstellen, um so bestraft zu werden? Und es stellte sich schnell heraus, dass eine tiefe doch verbotene Liebe genügte, dass eine so starke, junge Frau eingesperrt wurde.

Selten gefallen mir die Sprünge zwischen verschiedenen Protagonisten, doch in diesem Fall ist es Ann wirklich toll gelungen. Der Leser bekommt nicht nur drei unterschiedliche Sichtweisen, sondern auch drei komplett unterschiedliche Geschichten, die jedoch alle mit einander verbunden sind. Trotz der unterschiedlichen Jahrzehnte und Kontinente. Sie alle verbindet die ein und die selbe Geschichte, welche jedoch für jeden eine andere Auswirkung mit sich brachte. 

 

Mit gefällt die Tatsache, dass vor allem Themen wie Unterdrückung, Gesellschaftlicher Zwang und auch Rassismus thematisiert werden. Es handelt somit nicht nur von einer beliebigen Liebesgeschichte, sondern vor allem um Menschen die allesamt unter gesellschaftlichen Zwang unterdrückt wurden, selbst der Richter. Selten ist dem einzelnen Menschen bewusst, was er alleine in einer Gesellschaft auswirken kann. Und noch seltener ist ersichtlich, dass jeder einzelne in der Gesellschaft, unter dem Zwang schwer leidet. 

Zugegeben, eine Tatsache die zum Ende hin aufgelöst wurde war mir nicht ganz Geheuer und etwas zu kitschig. Doch ich möchte nicht die ganze Geschichte deswegen schlecht reden, da mir das Buch im Ganzen sehr gut gefallen hat. Ich habe mit Grace von der ersten Zeile an gelitten, somit ist es aus meiner Sicht ein gelungenes Buch. /o.